Pontevedra, immerhin 20 Kilometer näher an Santiago de Compostela herangekommen, eine Kilometerleistung, die jedoch zum Ausdruck bringt, dass es bei mir in der Endphase des Camino Portugues etwas „zähflüssiger“ läuft als noch in den Wochen zuvor. 65 Kilometer und dann ist mein diesjähriger Camino auch schon wieder Vergangenheit.
Während in Deutschland der Hochsommer brütet, schüttet es hier wie aus Eimern. Eigentlich wie immer in Galicien. Die Wetterfrösche versprechen für die nächsten Tage nix Gutes…. .
Heute sind die jungen Rennpferde, wie zuvor angekündigt, endgültig „ausgerissen“.
Um 07:10 Uhr in der Herberge Redondela beim täglichen Rucksackpacken im Halbdunkeln erfolgte eine kurze aber innige Umarmung. „We leave you. We see us again, take care!“ und schwupps da war die Tante Käthe weech.
Und mit Kate auch Heinz.
Carsten wartet derweil in Porto auf seinen Rückflug.
Gut, dass mir Forough nicht auch noch „durchgebrannt“ ist. Selbst wenn es so wäre, DAS ist nun einmal der Jakobsweg. Ein Kommen und Gehen wie ich es an dieser Stelle so häufig beschrieben habe. Pilger sind Zeitreisende, die nicht wissen, ob sie am nächsten Tag noch mit den gleichen rucksackbepackten Menschen ihre Lebenserfahrungen auf den steinigen Wegen austauschen. Diese Spielregel muss ein jeder ins Kalkül ziehen wenn er eine Pilgerreise auf den Jakobswegen in Angriff nimmt. MANN reist mit „alten“ Bekannten, einem Mann und einer Frau, zum Camino an und trudelt mit einer vorher völlig unbekannten Kriegerin namens Forough in Santiago de Compostela ein. Herrlich schön verrückt wie ich finde. Im Endeffekt aber auch nicht die ganze Wahrheit. Denn letztendlich läuft hier jeder seinen ureigenen Weg. Körperliche und seelische Verfassung, Motivation, Ziele, Befürchtungen, Schmerzen und Hoffnungen eines jeden einzelnen Pilgers, ob Mann oder Frau, können gar nicht deckungsgleich sein und führen zwangsläufig zu Verschmelzungen, Trennungen, Gruppenbildungen, Wiedersehen und Alleingängen auf einer 615 Kilometer weiten Strecke von Lissabon bis Santiago de Compostela. Heinz werde ich kommenden Mittwoch in Santiago wiedersehen. Kate nicht. That’s life. So ist der Camino!
Bon Camino Tante Käthe (liebevoll gemeint!)
Bon Camino Heinz.
PS: Es gibt nur ein’n Rudi Völler!
Der Caminopilger aus Pontevedra!
Blister-Archivfoto des Monats:
Die Fotos des heutigen Tages:
Ergreifend, wie du die entstanden Freundschaften der letzten Jahre schilderst. Ich kann mir wahrlich vorstellen, dass das Alles eine wunderbare Erfahrung ist!
By: francois04 on 17. Juni 2013
at 09:40
Danke Berti für diesen und die anderen Kommentare! Habe mich sehr darüber gefreut. LG Heiner, 55 Kilometer vor Santiago de Compostela.
By: caminopilger on 17. Juni 2013
at 09:44