Verfasst von: Caminopilger | 1. Juni 2010

Das Comeback des Caminopilgers

4.Tag:
Die erste „Dreißiger“ Etappe wäre geknackt und ich darf verraten, dass ich zum Schluß der neunstündigen Leibesübung sprichwörtlich durch einige Höhen und Täler gewandert bin. Die 32,5 Kilometer von Zumaya nach Markina-Xemein gehören zum härtesten was ich mir in den letzten 3 Jahren auf den diversen Jakobswegen angetan habe.

Ein schier unglaubliches Streckenprofil. Nicht mehr endende Auf- und extreme Abstiege die ich, ohne auch nur einen einzigen Mitpilger auf der gesamten Strecke gesehen zu haben, heute zu bewältigen hatte. Kam mir fast wie ein Ausreißer bei der Spanienrundfahrt vor, der dem Hauptfeld uneinholbar entwischt ist. Kurz vor dem letzten Abstieg erreichte mich im zwischenzeitlich vernebelten Biskaya-Gebirge ein Anruf aus der Heimat. Die wärmende Stimme meiner Purpurhändlerin stärkte den zwischenzeitlich schwächelnden Pilger sehr und sorgte mit dafür, dass der letzte Berg vor der Herberge nicht zum Fallstrick wurde.
Übrigens, … die Schmerzen im rechten Fuß, die am Tag leider nicht völlig verschwunden sind, werden von mir kategorisch ignoriert, da diese je nach Belastung sowieso von einer Stelle (Fußballen) zur anderen Stelle (Ferse) wandern und ich manchmal selbst Schwierigkeiten dabei habe, das „aktuelle“ Schmerzzentrum zu bestimmen. Psychologisch gesehen kommt das ja fast einem Phantomschmerz gleich! Soweit ich meinen ausgeprägten Hang zum Leiden auf der Strecke bekämpfen möchte, denke ich in diesen Momenten an meinen schwer erkrankten Freund Harald und flüstere ein Stück weit vor mich hin, dass ich in diesem Jahr auch für ihn nach Santiago de Compostela pilgern möchte. Dadurch bessert sich zwar bedauerlicherweise nicht sein Krankheitsbild, hoffe aber das allein der Gedankengang UNS beiden gut tut.
Harald, ich grüße Dich an dieser Stelle besonders herzlich!
Abschließen möchte ich den heutigen Blogeintrag mit einem Selbstportrait bei Tageskilometer 28,5 kurz vor dem vitaminspendenden Telefonat.

Gewinner sehen anders aus, oder?
Ola aus dem Baskenland von einem müden niederrheinischen Pilger.

Tageskilometer am 4. Tag: 32,5 km
Entfernung bis Santiago: 739,5 km
(das war 2008 ungefähr die absolvierte Gesamtstrecke auf meinem ersten Camino von Pamplona nach Santiago de Compostela)


Antworten

  1. Toll gemacht, Caminopilger.
    Wir sind stolz auf dich, weiter so !!!

    Familie STUM

  2. Vielen Dank für die Blumen und intensive Grüße nach Mönchengladbach aus dem Baskenland.

  3. Der ist schon längst weg….

    Ich konnte Ihnen das leider nicht mehr persönlich sagen, da die Antwort der Gladbacher Kollegen am Telefon nur „Der ist schon längst weg….!“war.
    Aber:

    Ich möchte Ihnen zumindest auf diese Weise einen erfolgreichen Weg über den Camino wünschen. Schön ist, dass wohl jeder Pilger seinen Erfolg anders definiert. Jeder sucht auf diesem schier unendlichen Weg ein ganz anderes Stückchen Glück – und jeder wird fündig. Sie sind ja für heute auch fündig geworden (Harald).

    Ihre Füße erinnern mich wieder an den Film soweit die Füße tragen! (Im Übrigen auch mir ist Ballak ein Begriff – die ganze Nation war ja schockiert :-)).

    Im Übrigen: Danke, dass Sie den Blog wieder pflegen. Ich lese wieder gerne mit

    Christoph

    • Vielen Dank Christoph,
      ich hoffe, dass Sie ja genau Sie, beim Königswalzer mit neuem Anzug brillieren konnten 😉
      liebe Grüße aus dem Baskenland
      Heiner Schlereth


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