38. Tag 05.07.2010 8:00 Uhr morgens, Santiago de Compostela
Carsten sollte Recht behalten. Der Outdoor hat es nicht bis nach Santiago geschafft! Dabei hatte ich mich auch mit meinem Irreführer zum Abschluß meiner Pilgerwanderung ausgesöhnt. Aber irgendjemand in der 400 Seelen Herberge hatte ein Auge auf ihn geworfen und mir ihn gestern Abend aus dem offen stehenden Zimmer der Albergue entwendet. Für sich gesehen sicherlich nicht tragisch eher lustig. Leider hat man mir mit dem Büchlein auch meinen Pilgerausweis samt der 34 Etappennachweise in Stempelform geraubt. Dies hat zur Folge, dass ich heute keine Pilgerurkunde im Pilgerbüro zu Santiago ausgestellt bekomme.
Fließe sozusagen trotz aller körperlichen und seelischen Anstrengungen nicht in die gigantische Pilgerstatistik im heiligen Jahr 2010 ein. Kein Grund zum Heulen wie ich finde. Spätestens seit dem Tag, als man mir in frühen Schultagen für meine sportlichen Leistungen erstmals die „Ehrenurkunde“ verweigerte und mir ersatzweise die inflationäre „Siegerurkunde“ in die Hand drückte, habe ich die Freude an Urkunden allgemein verloren. Es bewegt mich nicht. Ein Zeichen von oben, dass irgendetwas fehlte auf meinem Camino 2010. Meine Pilgerbrüder, Stephan (Jesus) und Carsten (Navigator), aber auch Pilgerfreunde der Vorjahre wie Kate, Heinz und Geri. Aber, so ist das Leben und ich bin trotzdem mit meiner Welt zufrieden. Freue mich auf meine Purpurhändlerin und Lebenspartnerin Lydia, meine Kinder und Familie, Harald und alle anderen Freunde und Bekannte. Ich freue mich auf Euch da draußen und bedanke mich ganz herzlich, dass ihr wieder einmal ein Stück meines Weges mitgewandert seid und so wird es hoffentlich auch weiter in meinem Leben sein, da ich nicht zum Einzelgänger geeignet bin. Diese Erkenntnis hat mir der Camino in diesem Jahr in aller Deutlichkeit gebracht.
Soweit ich mich später an den Camino de La Costa / Camino del Norte erinnern werde, hoffe ich, dass das Bild der kantabrischen Strände, die frohgestimmten Tage mit Miguel und Dan, die vielen betonharten und einsamen Stunden auf meinem Jakobsweg 2010 übermalen.
Buenos Dias aus
Santiago de Compostela
Euer und Ihr Caminopilger
Heiner Schlereth
Tageskilometer am 05.07.2010: 4,7 km
Entfernung nach Santiago de Compostela: 0 km
Bis Santiago de Compostela von Irun gelaufene Strecke: 857 km
Hey Heiner,
SUPER, kannst stolz auf dich sein, den Weg geschafft zu haben!
Und was ist schon eine Urkunde – für dich muss es stimmen und du hast ja auch nicht den Weg zum abholen eines Stück Papieres angetreten …
schade zwar, aber wie ich finde, nicht entscheidend!
Gute Heimreise & FEIERE HEUTE, hast es verdient
Viele Grüße
Heinz
By: Heinz on 5. Juli 2010
at 18:04
Bin soeben in Frankfurt-Hahn gelandet und bedanke mich für die lieben Worte, die ich hier und mittels E-Mail empfangen durfte. Hatte die Wanderstöcke mit Schweizer-Messer und Nagelschere als Gepäck aufgegeben und …
all das ist anscheinend in Santiago geblieben. Wenn das mal nicht auch ein Zeichen von oben ist…
So habe ich auf jeden Fall wieder einen Grund zum Camino zu fliegen. Brauche doch schliesslich meine Wanderstöcke und meinen Irreführer zurück. Aber keine Sorge, das wird keinesfalls im Jahr 2011 passieren. Ich benötige dringend eine Camino-Auszeit und möchte die Hohe Tatra kennenlernen.
LG Heiner
By: caminopilger on 6. Juli 2010
at 12:50
Hallo Heiner,
es war sehr schön, dass Du uns mit auf Deine Reise genommen hast.
DANKE
Dir Urkunde ist nicht alles!!
Genieße den Abend!
Wünsche Dir eine gute Heimreise
Liebe Grüße
Carsten
By: Carsten Ganz on 5. Juli 2010
at 23:12