Verfasst von: Caminopilger | 15. Juli 2022

Ir(r)es Sightseeing in Langres Tag 9 15.07.2022 Neuilly-l’Évêque – Langres 13 km (Kurz-Etappe auf dem Jakobsweg von Trier nach Le Puy-en-Velay) Chemin des Allemandes

Cafe am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen

Der unverhofft am „Lac de Charmes“ gegen 10:00 Uhr heute Morgen gereichte „Cafe au lait“ entschädigte für vieles der vergangenen Stunden und war damit der wohlschmeckende Auftakt zu einem in jederlei Hinsicht positiven Pilgertag auf dem Jakobsweg. Nachdem ich am Nationalfeiertag Frankreichs schon so etwas wie einen Motivationstiefpunkt erreicht hatte, beschloss ich, den heutigen Tag mit angezogener Handbremse zu pilgern. Die vergangenen Tage hatten mit zwei „Bergetappen“ mächtig Körner gekostet und mir körperlich eindringlich meine aktuellen Leistungsgrenzen aufgezeigt. Die kurzfristige Änderung meiner Etappenplanung (nunmehr: Mein Weg) sah dann für den heutigen Tag eine „Rekonvaleszenz-Etappe“ über 13 km in die Stadt Langres vor.

am Lac de Charmes

Die auf einem Vorgebirge der Hochebene liegende Stadt der Kunst und der Geschichte ragt majestätisch über die umliegende Landschaft und gehört dank ihrem Erbe aus Mittelalter, Renaissance und Klassik zu den fünfzig schönsten Städten in Frankreich.

Langres

Mit diesem Etappenziel habe ich dann im Nachhinein wohl alles richtig gemacht. Rein körperlich betrachtet lief mein Akku trotz der verhältnismäßig kurzen Tagesstrecke auf Sparflamme. Kniegelenke und Füße meldeten sich abwechselnd. Doch das war nach Durchschreiten des Stadttores kein Thema mehr. Bei der vorgezogenen Sightseeingtour vor dem „Beziehen“ der Betten kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Welch wunderschöne Stadt ich mir da für das heilende Auslaufen herausgepickt hatte. Im Zentrum der Stadt bekam ich von der Apothekerin (Pflaster war alle…) , die ich nach einer Pilgerunterkunft gefragt hatte, den Tipp es doch einmal im Pfarrhaus (Presbytère) in der Rue Aubert 1 in Langres zu versuchen. Gesagt, getan und BINGO! Eins von den zwei Betten in der Pilgerherberge sollte mit meinem Betreten des Pfarrhauses für mich bestimmt sein. War das nicht einer meiner besonderen Wünsche der vergangenen Tage, auch einmal in einer Pilgerherberge schlafen zu dürfen?

Doch es sollte noch besser werden.

Die unendliche Geschichte des fehlenden ersten Mitpilgers kann endlich „ad acta“ gelegt werden! 30 Minuten nach meiner Ankunft konnte das zweite Bett zum Schnapperpreis von 15,00 € von der verwaltenden Stelle der Kirchengemeinde vergeben werden. Kevin, 61 jähriger pensionierter Ire aus Dublin, betrat die Pilgerherberge. Ein Schrank von einem Mann und dazu noch ein Pilger. Hurrah!

Nicht mehr allein im Haus, Kevin ist eingetroffen!

Einen kleinen Haken hat meine heutige Geschichte dennoch … .

Kevin pilgert nicht auf dem „Chemin des Allemandes“ sondern auf der „Via Fracigena“. Er pilgert mithin nach Rom und ist dabei vor 31 Tagen in Canterbury (GB) gestartet. Für die insgesamt etwa 1.600 Kilometer lange Distanz zu Fuß setzt Kevin insgesamt 90 Tage an. Respekt für diese Energieleistung. Er hat übrigens in Frankreich von Calais bis Langres ganze drei! Pilger getroffen. Auf all zu viele Mitpilger werde ich dann bis nächste Woche Sonntag auch nicht mehr treffen können. Pilger bleibt Mitpilger, egal in welche Richtung Kevin morgen früh gegen 06:30 Uhr dann entschwindet. Unsere Wege haben sich sozusagen in Langres für ein paar Stunden gekreuzt und das war ein weiteres Geschenk unseres Pilgerlebens. Stundenlang haben wir uns über die Musik ausgetauscht und als bekennender Irland- und U2-Fan war ich natürlich ganz Ohr als Kevin streng geheime Dinge aus dem U2 Umfeld zum besten gab und dabei betonte, dass Larry Mullen Junior doch so ein toller Mensch sei und er, also Kevin, um ein Haar Mitglied der Band geworden wäre, wenn seine Mutter ihn seinerzeit nicht zur falschen Schule in Dublin geschickt hätte!

Frei nach Neven Subotić: Hätte, hätte, Fahrradkette!

Buen Camino lieber Kevin.

Ultreia!

Die Bilder des Tages:

Erstes Frühstück am Morgen
Blumenschmuck am Straßenrand
Lieblingsinsekt mit Anfangsbuchstaben SCH
Guten Morgen meine Freu(n)de
See ohne Menschen
Champigny-lès-Langres
Aprikose im Nest
Pilger in der Herberge
Herberge Inside
schnukelig
als Tagestourist in Langres
Das Automobil 🚗 passend zum Haus
Maison des Lumieres
Schönes Gebäude
Fast wie in Santiago, Kathedrale wird dauerrenoviert

wie schön wird das abends hier aussehen
Porte de Moulins
und dann kam Louis de Funes Enkel vorgefahren
mächtig was los in Langres
Blick in die Rue Diderot
Schöner Platz

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Kategorien

%d Bloggern gefällt das: