Verfasst von: Caminopilger | 20. Juli 2022

Der Himmel weint am Pilgerziel Tag 14 20.07.2022 von Ahuy nach Dijon (centre-ville) 10 km (Etappe auf dem Jakobsweg von Trier nach Le Puy-en-Velay)

Dijon!

Gleichwohl ich voranstellen muss, dass ich mich heute definitiv in die Stadt Dijon verliebt habe, gehören die nächsten Zeilen Daniel meinem ebenfalls pilgernden Gastgeber in Ahuy.

Der 83 jährige verwitwete Rentner und ich hatten uns so viel zu erzählen über unsere Erfahrungen auf den Jakobswegen und darüber hinaus. Zunächst war ich doch baff erstaunt, dass sich Daniel nahezu ausschliesslich auf Deutsch mit mir unterhielt. Der Grund für seine Sprachkenntnisse liegen lange Zeit zurück und hängen mit der Liebe seines verstorbenen Vaters zusammen, der 40 Jahre in Deutschland lebte, mit einer deutschen Frau liiert war und mit dieser und seinem Sohn Daniel lange Jahre in der Nähe von Freiburg lebte.

Pilger unter sich, Daniel und Heiner im Garten des Gastgebers

Das Haus von Daniel könnte glatt als Heimatkundemuseum durchgehen, Orden über Orden, Pilgerurkunden und andere Pilgerutensilien, aber auch Lauf-Teilnehmerurkunden in jeder Ecke seines großen, von ihm allein bewohnten, Hauses. Teilnahmebestätigungen von Marathonläufen in New York, Berlin, Tokyo und Ultra-Laufveranstaltungen über 100 km Strecke deuten nur ansatzweise an, welch großartiger Sportler Daniel gewesen sein muss. Bei allen gelebten und geliebten Aktivitäten scheint die Pilgerei aber Daniel am meisten am Herzen zu liegen. Nahezu euphorisch redet er über dieses Thema und verrät in einem kleinen Nebensatz seine auf den Jakobswegen nach Santiago de Compostella insgesamt gelaufene Gesamtstrecke in Höhe von 10.000 Kilometern.

Daniels Tampon Sammlung

Mit meinen ungefähr 3.800 gepilgerten Kilometern gelte ich da ja fast noch als Pilger-Novize, merke aber demütig an, dass ich ja noch ein wenig Zeit habe Daniel nachzueifern.

Merci beaucoup Daniel. Ohne den „Lonely Planet für Pilger“ hätte ich diese schöne Zeit mit dir wohl nicht erlebt! Bon camino. Ultreia!

Daniels Haustüre verziert mit der Jakobsmuschel

Nachdem ich Daniels Haus verlassen hatte, ging es zunächst einmal zum Rathaus der Gemeinde Ahuy mit seinen 1.464 Einwohnern. Das Chef-Sekreteriat kümmerte sich höchstpersönlich um den Stempelabdruck in meinem „Credencial del Peregrino“ und erklärte sich bereit, in den nächsten Stunden nach einer Pilgerunterkunft für mich in der Stadt Dijon suchen zu lassen. Meine Versuche etwas in diese Richtung vorab alleine auf die Beine zu stellen waren dieses Mal trotz aller Tricks und Lonely Planet Listen gescheitert.

Mit reichlich Verspätung ging es dann auf den „Chemin“ und aus den grauen Wolken fiel tatsächlich etwas Nasses. Regen im Departement Cote D‘dor! Dieser sollte bis zu meiner Ankunft in Lyon immer wieder mal schauerartig vom Himmel fallen.

Der Pilgerverein im Burgund hat eine wunderbare Streckenführung durch die Natur festgelegt, die dadurch leider auch einen großen Bogen um das Zentrum der Stadt Dijon macht. Ich finde es sehr schade, dass den Pilgern dieses schöne Etappenziel genommen wird. Was wär beispielsweise der Camino Frances ohne die Etappenziele im Stadtzentrum von Burgos und Leon?

der Jakobsweg geht um Dijon herum

Ich hatte von Anfang an zum Ziel, bei meinem diesjährigen Pilgerabenteuer Dijon zu erreichen und die Stadt dann aber auch für ein paar Stunden besichtigen zu wollen.

Über Fontaine-lès-Dijon, Talant, den Lac Chanoine Kir und den Bahnhof von Dijon erreichte ich dann frühnachmittags die riesige Altstadt von der Hauptstadt der Region Bourgone-Franche-Comté. Eigentlich hatte ich das Gefühl, dass ganz Dijon eine einzige große Altstadt ist, soviel kann man dort besichtigen und Kultur erleben.

Aufgeweicht vom bis dato in 14 Tagen nicht aufgetretenen Regen wollte ich nicht bis zum Anruf der Chefsekretärin des Bürgermeisters von Ahuy warten und bezog kurzerhand ein günstiges hervorragend gelegenes Airbnb-Studio unmittelbar am „Place de la Libération“. Ich kam aus dem Staunen über die Schönheit und die Atmosphäre der Stadt nicht mehr heraus.

Besonders kennzeichnend für die Freundlichkeit und Verlässlichkeit der Menschen hier im Burgund erreichte mich dann gegen 19:30 doch noch ein Anruf, dass man endlich eine Unterkunft bei „Bekannten“ für mich gefunden hätte, die sich freuen würden, wenn ich heute Abend ihr Gast sein würde. Die Frau am anderen Ende der Leitung sprach Deutsch und ich fühlte mich fast schon ein wenig schuldig, die schnelle Unterkunftslösung in meinen nassen Klamotten sehr frühzeitig vorgezogen zu haben, bedankte mich für diesen rührigen Einsatz.

Je taime Cote d‘Dor.

es ist nicht die Schokolade, die kommt nicht aus Frankreich, sondern aus Belgien 🇧🇪 ! 🙈

Beim nächsten Mal bringe ich definitiv ein besseres Französisch mit auf den Pilgerweg.

Nach dem Stadtrundgang und guter indischer Küche ging es dann wieder zurück ins Studio Nr. 1, schließlich stehen ja noch zwei vollwertige Etappen bis Freitagnachmittag auf dem Pilgerplan .

Morgen früh benötige ich erstmal wieder 5-6 Kilometer um auf den Jakobsweg zurückzukehren.

Danach gehts über Chenôve, Marsannay-la-Côte und andere nicht genannte Orte nach Nuits-Saint-Georges! Insgesamt, wenn ich mich nicht verlaufen werde 🙈, ist das dann eine „anständige“ 27 Kilometer lange Pilgerwanderung.

Bon nuit de Dijon (Studio 1)

Der Caminopilger

Die Bilder des Tages zum Teil, aus schlaftechnischen Gründen, ohne Untertitel

Rathaus Ahuy
Wer ist der Mann im Regen? Wo ist sein Hut?
Purple rain!
zauberhafter Weg nach Dijon
Welcome to Dijon. Geschafft!
Regen in Dijon und in Deutschland brennt der Baum
Studio 1 bepilgert
Eglisé Saint-Michel
Die Wahrheit steht im Kühlregal
Konzert 30 Meter vom Studio 1 entfernt!
Konzertmitschnitt ohne GEMA-Gebühren
Hab den Kleinen beim indischen Restaurant geschenkt bekommen weil ich meinen Spinat so schön verputzt habe 🥾🤠

Antworten

  1. Dijon scheint wirklich eine sehr schöne Stadt zu sein, danke für den schönen Bericht. Gerade habe ich in der Zeitung gelesen, dass der Dijon-Senff knapp wird 😉.

  2. Hallo Heiner,
    Du erlebst ja wirklich was unterwegs. Sonne und auch ab und zu eine Abkühlung. Tolle Menschen und schöne Landschaften. Aber auch die Städte sind wunderschön. Die Malerei an den Wänden, der Hammer. Aber GEMA Gebühr wird für den Konzertmitschnitt bestimmt noch erhoben.😁😁
    Viel Spaß bei Deinen weiteren letzten Etappen.
    LG Konni & Bernd


Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Kategorien

%d Bloggern gefällt das: