
Gestern Morgen erreichten wir früh gegen 11:30 Uhr die Kathedrale in Santiago de Compostela und haben unseren Camino de Santiago damit nach 738 Kilometern zu einem guten Abschluss geführt.
Carsten und ich fliegen bereits morgen nach Deutschland zurück. Stephans Flugzeug hebt hingegen erst eine Woche später ab. Er wird noch bis zum Atlantik pilgern und wir beneiden ihn deshalb ein klein wenig.

Gleichwohl ich nicht als überaus eifriger Kirchengänger bekannt bin, war der Besuch der gestrigen Pilgermesse nach unserer Ankunft um 12:00 mittags der emotionale Höhepunkt der Pilgerreise. Die Gesänge der am Altar befindlichen Ordensschwester waren tief bewegend. Stimmlich eine Mischung aus Enya und Sinéad O’Connor („Nothing compares to you“) in einer etwas anderen musikalischen Verpackung und selbstredend in Ordenskleidung.
Heute laufen wir, zum Teil frisch geschoren, bereits wie Touristen durch eine stolze Stadt, die uns viel besser als Burgos und Leon gefällt. In den nächsten Stunden heißt es Abschied nehmen von Pilgerfreunden. Wir „Drei“ werden sicherlich ein wenig mehr Probleme damit haben, da wir doch so viele gemeinsame Stunden auf dem Camino Francés verbracht und dabei unsere unterschiedlichsten Sorgen und Nöte „geteilt“ haben.

Der Jakobsweg hat mir zeitgleich große Freude, Schmerzen, Leid, Trauer und Abschiede bereitet und Pilgerfreundschaften geschenkt.
Irgendwie vergleichbar mit dem Leben weit weg von den Pilgeretappen nach Santiago, nur wesentlich authentischer und intensiver. Eine wertvolle Erfahrung, die mich gelehrt hat, gewisse Dinge und Wege in meinem Leben ein wenig gelassener zu sehen und mich dabei auf das Wesentliche zu konzentrieren. Zum großen Glück braucht man sicherlich keinen Reichtum und protzige Statussymbole. Die Wochen in Bescheidenheit haben mir so viel mehr bedeutet, als alle bisher in meinem Leben verbrachten Urlaube. Abschied nehmen vom Camino als Fußpilger tut im wahrsten Sinne des Wortes weh. Ich werde mit dem festen Vorhaben nach Hause fliegen, eines Tages wieder die Kathedrale in Santiago de Compostela zum Ende einer Pilgerwanderung betreten zu wollen.

Bis dahin verbleibe ich mit einem freundlichen „Bon Camino“ und grüße damit insbeondere auch meine Pilgerfreunde Carsten und Stephan, die gemeinsam so viel dazu beigetragen haben, dass der Camino de Santiago immer einen festen Platz in meinem Herzen haben wird.
Santiago de Compostela, den 27.06.2008

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Santiago de Compostela



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